Schon Wochen davor habe ich mich gefreut - auch wenn man es mir vielleicht nicht glauben mag, denn die, die mich kennen wissen, dass ich immer sehr viel Emotion ins Spiel packe, egal warum: Wenn es viel Wind hat und die schwarze Wolke über den Herzogstand kriecht, oder wenn es wenig Wind hat, und ich nicht weiß, wie ich meine Beine noch ins Vorschiff schiebe, wenn wir hinterher segeln und die Stimmung an Bord den Höhepunkt erreicht, oder wenn wir ganz vorne segeln und nicht wissen, ob wir rechts oder links um die Bojen segeln sollen, weil tatsächlich KEINER VOR und ist: Was tatsächlich geschehen ist, bei der Regatta am Walchensee!

Und so will ich berichten über zwei wunderschöne Tage an unserer bayerischen Antwort auf den Gardasee: Dem schönsten, windsichersten, blauesten, sonnigsten, panoramareichsten, herzlichsten und einfach wunderbaren Bergsee.

Hiermit schreibe ich aber auch aus Sicht eines Anfängers, der letztes Jahr angefangen hat, als Vorschoter(in), und viel Respekt dem Wind und dem Wasser gegenüber bringt, der jedes Mal ein ganz unglaubliches Kribbeln im Bauch hat, wenn es wieder heißt: Auslaufen.

Und so auch am Samstag um 11 Uhr: Der Wettfahrtleiter hat 3 Wettfahrten angesetzt, er wollte den guten Wind nutzen, also: Noch ein paar Müsliriegel ins Vorschiff und los.

Es waren 20 Boote gemeldet, und dank der wunderbaren Liegeplatzvergrößerung für die Jollen hatten wir keine Probleme, die ganzen Gastboote unterzubringen. Der Wind pfiff kräftig um die Ecke und der Himmel war weiß/blau. Und nach den ganzen Flautendrehwindregatten vorher war es doch wieder ein patentes Gefühl sich gleich auf dem ersten Schlag ins Trapez zu hängen und dort auch zu bleiben.

An der Startlinie waren alle vorbildlich unterwegs, Platz war aufgrund der großen Dimension genug vorhanden und so ging es ohne Fehlstart los. Und dann geschah, wie gesagt für uns das Wunder: Wir erwischten scheinbar die richtige Seite und den richtigen Trimm (warum auch immer); wir haben uns natürlich auch sehr angestrengt nach dem letzten Desaster, und fuhren, fuhren, fuhren, aufrecht und ohne zu kentern nach bestem Wissen und Gewissen und waren dann tatsächlich die ersten an der Luvtonne: Und konnten es nicht glauben, und haben uns so gefreut, jedenfalls kurz, denn dann kam schon der Stress, bloß jetzt alles richtig machen, in welche Richtung fahren wir denn jetzt den Spikurs, wenn keiner da ist, dem man nachfahren kann. Also, einfach mal Spi raus, und was war dann auch tatsächlich: Der Spi war falsch eingeknotet!!!

Ein Gefummel, ein Geknote, warum haben wir vorher nicht getestet, aber was hilfts jetzt, schnell umknoten, raus den Baum und los, den Blick rückwärts mit dem Wissen, dass uns das Feld jetzt einfach von hinten platt macht ... Aber da war niemand, selbst jetzt wurde unser Abstand immer größer.

Ich glaube, das war das tollste Erlebnis, das ich bis jetzt beim Segeln hatte. Und um die Leetonne gingen wir wieder als erste, dann haben sie uns eingeholt ... war ja klar, ich habe nur noch vor meinem inneren Auge wie Frisco beim zweiten Umrunden der Luvtonne, komplett im Trapez hängend an uns vorbeigezogen ist, hat gewirkt, als hätte er seinen Aussenborder angeschmissen, und uns dabei ganz lässig zugegrinst. Tja, wer ko der ko.

Nein, so sind wir denn auf den fünften Platz gesegelt von immerhin 20 Booten. Was bei den anderen passiert ist, weiss ich nicht so genau, da waren überfahrene Segel, falsch eingesetzte Masten, wilde Kenterungen um uns rum. Was auch nicht so verwunderlich war bei dem böigen Wind der mit jeder Regatta immer stärker wurde. Aber wir waren wirklich schnell, wenn schon mein Steuer- und Ehemann fragt: Wo ist denn hier die Bremse??

Am Samstag sind wir dann insgesamt ca. 6 Stunden gesegelt, 3 Wettfahrten, und die waren nicht zu kurz und irgendwie macht das doch etwas platt, auch wenn es genial war. Aber was gibt es schöneres als nach dem Heimkehren sich einfach an einen gedeckten Tisch zu setzen. Was ich zu unserem Segelclub sagen will: Nirgendwo gibt es bessere Salate, Kuchen, Grillschnitzel und Würstel, selbstgemacht mit so viel Liebe, unübertroffen die Muffins und der Käseorangenkuchen, die Rucolasalate und die Gnocchi, alles lässt sich gar nicht aufzählen. Auch die Speiselage ist famos: Mit Blick über den See direkt am Wasser, wenn der Himmel zur Dunkelblauen Stunde läutet.

Diesmal mit Caipis und Campari-Orange in der Hand, die durch eine famose Kooperation der Starbootsegler mit den 505-Seglern entstanden sind: Eine Beach-Bar, mit Spisegel und Lampions, bei guter Musik, was will man mehr ...

Am nächsten Tag gab es ein von der Starbootflotte organisiertes Frühstück mit in einem extra mitgebrachten Riesenbackofen frischgebackenen Croissants mit Marmelade, so dass wir nach einem leckeren Frühstück am See noch einen Lauf absolvierten und in der heißen Sonne sitzend die Siegerehrung mit großem Klatschen entgegennehmen konnten. Gratulation an Frisco und Scholli für die eindeutige Vorstellung. Die Sonne schien wieder in bester Laune, was diesen Sommer viel heißen mag. Aus meiner Sicht war es ein einfach rundum gelungenes Regattawochenende, was niergendwo schöner sein könnte.

Susanne GER 7801
Die 505-Sommerregatte 2004 - ein Segelerlebnis
Benjamin und Susanne